Alpträume





Wir kennen alle dieses Traumsymptom: Wir werden von Angst geschüttelt,
jemand ist hinter uns her, wir möchten uns verkriechen, aber es gibt keinen
Schlupfwinkel für unser geängstigstes Ich, überall stöbert
uns der Unheilvolle auf. Noch wenn wir erwachen, sitzt uns die nackte Angst im
Nacken, bis wir und aus der Verkrampfung lösen, die uns das Traumgeschehen
sekundenlang in die Wirklichkeit überspielte.
Wir erleben Alpträume, wenn wir uns im Wachleben in einer Krise befinden,
die uns fürchten läßt, etwas zu verlieren, das wir liebgewonnen
hatten oder das uns zur lieben Gewohnheit geworden war. Als Kriesen empfindet
der Mensch auch körperliche Umstellungen wie Pubertät oder
Wechseljahre, weil er sie erst verkraften muss, weil er Angst hat vor der
neuen Situation , in die er sich gestellt sieht.
Immer wieder werden Alpträume mit Sexuellem in Verbindung gebracht,
und das nicht erst seit Freud dem Schöpfer der Psychoanalyse - die Chaldäer
kannten solche Ausdeutungen schon vor Jahrtausenden. Freud glaubte, daß
man Alpträume durch die Bewußtmachung der ihnenzugrundeliegenden
sexuellen Verdrängung verlieren würde.C. G. Jung sah in ihnen symbolische
Sendboten der primitiven, dunklen Seite unserer seelischen Triebkräfte,
deren Wollen man erkennen müsse, um sie zu besiegen.
Um Aplträume ranken sich machne Myten und Sagen. Und immer wieder
spielt der Teufel darin in vielfacher Gestalt die Hauptrolle. Im Mittelalter glaubte
man, in diesen Aplträumen den Beweis gefunden zu haben, daß
der Träumer vom Wege "Gottes" abgewichen sei. Der Teufel mischt
sich ins Liebesleben ein, er sitzt im Alkohol. Heute hat sich die Schreckgestalt
des Satans in den Träumen verloren, sie ist eher zum Spottbild geworden,
und wird daher in unseren Träumen nur noch in anderer Gestalt erscheinen:
als uns feindlich gesonnener Chef, als die häßlich Frau, die sich in
unser Sexualleben drängt, als das Räderwerk einer Maschine,
das uns zu zermalmen droht.