Tipps zur Meditation für Kinder
(by Volker Friebel)



Dafür, das ich diese wunderschönen Übungen hier auf meiner Page verwenden darf, möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz doll bei Volker Friebel bedanken. Vielen Dank Volker :-).



Äußere Bedingungen
Ein Übungsraum sollte gemütlich, aber nicht zu überladen eingerichtet sein (das lenkt nur ab). Er sollte nicht zu laut sein. Eine Verdunklungsmöglichkeit ist gut. Etwas gedämpftes Licht hilft bei den meisten Übungen (ganz dunkel aber ist schlecht, das kann Angst machen). Teppichboden ist günstig, wenn Übungen im Liegen gemacht werden sollen (ansonsten sind eben Matten oder Decken nötig). Eine Ecke des Raumes sollte so eingerichtet sein, daß ein Kind, das absolut nicht mitmachen möchte, dort eine stille Beschäftigung findet.

Entspannung für den Gruppenleiter
Lernen am Vorbild ist für Kinder besonders wichtig. Erzieherinnen und Lehrer (und Eltern) wirken dabei nicht nur mit dem, was sie sagen oder tun, sondern genauso damit, was sie für die Kinder ausstrahlen, wie sie den Kindern erscheinen. Eine vom Lehrer noch schnell und hektisch vor einer Klassenarbeit durchgeführte Entspannungsübung wird wohl kaum gelingen und die Kinder eher verwirren als unterstützen. Wenn der Lehrer dabei aber selbst Ruhe, Gelassenheit und Kraft ausstrahlt, kann eine solche Übung vielen Schülern helfen.
Der Gruppenleiter sollte sich also immer bewußt sein, wie er selbst auf die Kinder wirkt, ob er mit Rede, Verhalten und seiner ganzen Ausstrahlung die Kinder eher in Richtung Hektik oder in Richtung Beruhigung orientiert. Selbstbeobachtung ist unverzichtbar für ein angemessenes Selbstbewußtsein und oft der erste Schritt zur vielleicht erforderlichen Selbstveränderung. Was aber kann Lehrern und Erzieherinnen helfen, wenn sie feststellen sollten, daß es mit ihrer Vorbildfunktion zur Ruhe nicht sehr gut bestellt ist? Entspannung - beispielsweise Übungen zur Atembeobachtung, wie sie im Kapitel "Einfache Entspannungs- und Atemübungen" beschrieben sind. Die Entspannung des Gruppenleiters ist so oft der Grundstein für die Entspannung der Kinder.

Regeln für die Entspannung
Zwei Regeln sind wichtig. Sie gelten für alle, auch für Kinder, die bei den Übungen (zunächst) nicht mitmachen möchten und eine andere Beschäftigung erhalten haben. Die Regeln sind "eigentlich" selbstverständlich. Bei der Einführung von Entspannungsübungen oder Fantasiereisen sollten sie den Kindern aber doch ausdrücklich bekannt gemacht werden. 1. Während der Übung wird nicht geredet. 2. Die anderen werden bei der Übung nicht gestört.

Störungen
Zu Anfang, wenn die Übungen noch ungewohnt sind, kann es vorkommen, daß Kinder unruhig sind, kichern, sich gegenseitig berühren (und damit stören). Kichern kann einfach als Ausdruck von Unsicherheit gewertet werden. Es wird am besten ignoriert und läßt mit zunehmender Gewöhnung an die Übungen schnell nach. So ist es auch mit anfänglicher Unruhe. Wenn andere Kinder dadurch gestört werden, können in die jeweilige Übung entsprechende Sätze eingeflochten werden, die darauf kurz eingehen. "Du bist ruhig und störst andere nicht bei ihrer Übung", wäre ein Satz dazu.
Wenn ein Kind sehr unruhig ist und andere dadurch stark gestört werden, kann der Leiter zu diesem Kind gehen und sich neben es setzen, eventuell auch eine Hand auf dessen Schulter legen.
Auch wenn ein Kind andere berührt, sollte der Leiter so reagieren. Und es sollte - mindestens nach der Übung und zu Beginn der nächsten Stunde - noch mal an die Regel erinnert werden: Andere nicht stören. Und das heißt: Nicht berühren, nicht anreden, keinen Krach machen.
Starke Störungen können nach der Übung thematisiert werden (leichte Störungen ignoriert man am besten - sie lassen meist mit der Zeit von selbst nach). Wenn Störer von den anderen Kindern selbst erfahren, daß diese durch sie belästigt wurden (Kinder können das manchmal sehr drastisch ausdrücken), macht das meist einen nachhaltigeren Eindruck als Ermahnungen durch den Gruppenleiter.

Motorisch sehr unruhige Kinder - Kinder, die nicht mitmachen wollen Manche motorisch sehr aktiven Kinder können einfach nicht stillsitzen (bzw. -liegen). Manchmal kann es helfen, ihnen etwas in die Hand zu geben, das sie dann während der Entspannung oder Fantasiereise betasten oder kneten können. So haben sie etwas, um ihren motorischen Drang auszuagieren, ohne andere zu stören. Es sollte eine andere Beschäftigung (ausnahmsweise) möglich sein, wenn ein Kind die Übungen einfach nicht mitmachen möchte. Dem Kind kann ein Buch gegeben werden, mit dem es sich in eine Ecke zurückziehen darf. Das Kind sollte möglichst im Raum bleiben - vielleicht macht es mit der Zeit doch noch mit, wenn es immer die Gelegenheit dazu hat und sich langsam an die Übungen gewöhnen kann.

Hektik ausschütteln
Als Übergang von einer anderen Aktivität zu Stille- und Wahrnehmungsübungen kann mit den Kindern die vorhandene Anspannung oder Unruhe ausgeschüttelt werden. Die Anspannung oder Hektik oder Unruhe wird wie etwas Materielles behandelt, das durch Schütteln in den Armen und Händen konzentriert und von diesen endlich ganz abgeschüttelt wird. Aus den Fingerspitzen strömt es auf den Boden vor dem Kind.
Die Kinder können sich dazu im Kreis aufstellen oder auch beliebig im Raum verteilen. Aber jedes Kind muß ausreichend Platz um und vor allem vor sich haben (deshalb empfiehlt sich bei einer größeren Gruppe eben doch der Kreis). Die Kinder tanzen erst ein wenig auf und ab, mit der Anweisung, alle Unruhe oder Hektik mehr und mehr in den Armen zu sammeln, so daß der übrige Körper davon frei wird.
Dann werden die Arme auf und ab bewegt, als wären sie naß geworden und als sollte das Wasser nun abgeschüttelt werden, auf die Erde vor das Kind. Anfangs sind die Bewegungen noch schnell, aber mit jedem Schütteln werden sie langsamer. Wenn die Bewegungen ganz langsam geworden sind (der Leiter sollte dies vormachen), wird die Übung beendet, und eine stille Aktivität kann beginnen.

Einstimmung
Längere Stilleübungen, Fantasiereisen usw. können durch eine kurze Stilleübung eingeleitet werden (die dann schon bekannt und nicht etwa auch noch neu sein sollte). Besonders gut eignet sich dazu das Nachlauschen eines Gongs, einer Klangschale oder einer Triangel (Anleitung zur Erstdurchführung siehe Seite **). Die Kinder sollen die Augen schließen und versuchen, den Ton möglichst lange zu hören. Wenn der Ton verklungen ist, beginnt der Leiter mit der Anweisung zur eigentlichen Übung.
Bei einer solchen Einstimmung entfällt also das Anzeigen des verklingenden Tons mit den Händen bzw. das Öffnen der Augen, sobald der Ton vom Kind nicht mehr vernommen wird.
Wenn jede Stilleübung oder Fantasiereise immer mit einem kurzen Nachlauschen beginnt, gibt das den Kindern eine schöne Einstimmung, einen vertrauten Vorspann, nach dem sie sich dem Neuen oft leichter öffnen können.
Da der "Verklingende Ton" überhaupt eine der einfachsten Stilleübungen ist, empfiehlt es sich also, ihn den Kindern früh bekannt zu machen, vielleicht schon als erste oder zweite Stilleübung, und wenn die Übung nach einigen Malen gut klappt und vertraut ist, immer derart verändert als Einstimmung zu verwenden.

Stillekerze
Bei vielen Übungen im Kreis, bei denen die Augen möglichst geschlossen sein sollen, kann es hilfreich sein, in die Mitte eine Kerze zu stellen und brennen zu lassen - oder dorthin einen Stein oder sonstigen einfachen Gegenstand zu legen. Wer die Augen lieber ganz auflassen oder ab und zu aufmachen möchte, der soll dann diesen Gegenstand anschauen, die Blicke aber nicht umherschweifen lassen, weil das andere stört.

Sprechstein
Wenn im Stuhlkreis über etwas gesprochen werden soll, kann ein Sprechstein verwendet werden. Wer immer den Sprechstein (ein auffälliger Kiesel vielleicht) in der Hand hat, darf reden. Die anderen schweigen. Redet jemand dazwischen, kann einfach gefragt werden: "Wer hat den Sprechstein?" Das ist besser als Ermahnungen. Der Sprechstein wird im Kreis weitergereicht. Wenn ein Kind nichts sagen möchte, gibt es ihn einfach dem nächsten.

Entspannung - was ist das?
Zur Demonstration für die Kinder, was Entspannung eigentlich ist, kann eine Übung der progressiven Muskelrelaxation eingesetzt werden. Dieses Entspannungsverfahren wurde in den 1930er Jahren von dem amerikanischen Physiologen Edmund Jacobson entwickelt. Nach und nach (das meint "progressiv") werden dabei die 16 wichtigsten Muskelgruppen im Körper angespannt. Dann wird diese Anspannung losgelassen und Entspannung ("Relaxation") stellt sich ein. Diese Art der Entspannung wirkt vergleichbar gut wie die Übungen des autogenen Trainings. Bei der progressiven Muskelrelaxation werden die willkürliche Muskulatur und das willkürliche Nervensystem angesprochen, beim autogenen Training ist es dagegen das vegetative oder unwillkürliche Nervensystem. Bei der Anwendung im Alltag haben die Übungen der progressiven Muskelentspannung gegenüber dem autogenen Training oder gegenüber Fantasiereisen Nachteile: Sie betonen ausschließlich die An- und Entspannung des Körpers, sind auch sehr lang und formal. Und daß beispielsweise das Ballen der Fäuste im Alltag nicht immer ohne weiteres möglich ist, wenn eine entspannte Atmosphäre geschaffen werden soll, versteht sich von selbst. Aber die progressive Muskelentspannung hat anderen Entspannungsverfahren gegenüber auch einen gewichtigen Vorteil: Sie verdeutlicht klar, was mit "Entspannung" eigentlich gemeint ist, stellt diese - wenigstens für einige Muskelgruppen - über das Loslassen von Anspannung zwangsläufig und sofort her. Daher eignet sie sich besonders gut dazu, Kindern vorzustellen, was mit "Entspannung" eigentlich gemeint ist, wenn dieses Wort einmal fallen sollte. In der ausführlichsten Fassung (die heute sicherlich von niemandem mehr eingesetzt wird) dauert Entspannung nach der progressiven Muskelrelaxation mehrere Stunden. Wir beschränken uns aber ganz auf den ersten Schritt dieser Übungsfolge, auf die Entspannung der Hand- und Unterarmmuskulatur. Die Übung kann im Sitzen oder im Liegen durchgeführt werden. Eine Anleitung dazu kann etwa folgendermaßen lauten:
"Wir probieren jetzt einmal, was Entspannung eigentlich ist. Am besten schließt du die Augen dazu. Und dann ballst du einfach deine starke Hand zur Faust ... Ball deine Hand zur Faust, ganz stark (wie Obelix oder Herkules oder King-Kong, wenn er sich für ein neues Abenteuer fertig macht), ball sie immer noch ein wenig stärker ... Achte auf das Gefühl, das du in der Faust dabei spürst. Das ist die Spannung ... Ball die Hand noch ein bißchen stärker - Und dann laß los, laß die Faust einfach los. Laß alle Spannung los und achte auf das Gefühl dabei. Das ist Entspannung ... Laß immer noch ein wenig mehr los ...
Und dann mach dasselbe mit deiner anderen Hand. Ball sie ganz fest zur Faust ... ball sie stärker und stärker, und achte dabei auf das Gefühl in deiner Faust. Das ist die Spannung ... Ball die Faust immer noch fester - Und dann laß los, laß die Faust ganz los. Laß alle Spannung los und achte auf das Gefühl dabei. Das ist Entspannung ...
Und dann mach dasselbe mit beiden Händen. Ball beide Hände fest zu Fäusten ... Achte wieder auf das Gefühl in deinen Fäusten. Das ist die Spannung ... Ball die Fäuste immer noch ein wenig mehr - und dann laß sie los, beide los, völlig los, und achte auf das Gefühl dabei. Das ist Entspannung ... Laß die Spannung immer noch ein klein wenig mehr los, dann fühlst du, wie die Entspannung sich ausbreitet ..."

Rücknahme der Entspannung
Nach einer Entspannungsübung, wenn lange still gelegen oder gesessen wurde, kann es gut sein, dem Blutdruck wieder etwas aufzuhelfen und neue Spannung in die Muskulatur zu bringen. Dazu recken und strecken und rekeln sich die Kinder einfach, ganz wie beim Aufstehen morgens. Nach einer besonders intensiven Entspannung können die Augen einmal fest zusammengekniffen und wieder geöffnet werden. Und die Hände werden zu Fäusten geballt und dann wieder losgelassen. Fingerkribbeln oder Jucken usw. sind mögliche Begleiterscheinungen der Entspannung, die besonders bei noch ungeübten Kindern anfangs auftreten können, sich dann aber wieder verlieren. Wenn das einzelnen Kindern unangenehm ist (so etwas kommt kaum je vor), sollen sie die Entspannung einfach etwas zurücknehmen, bis diese Begleiterscheinungen verschwinden. Beim Fingerkribbeln also würden die Hände dann kurz zu Fäusten geballt.




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